top of page

Heinrich Zacharias-Langhans

Die Zeit vor 1933
Biografisches
Biografisches
Politische Einstellung am Beispiel des geplanten Altarbildes in der Ansgarkirche
Politische Einstellung

Zacharias-Langhans blieb bis zu seiner Emeritierung 1965 Pastor in Fuhlsbüttel. Er starb am Heiligabend 1969.

Seine Familie war in Hamburg hoch angesehen, obwohl sein Vater nach nationalsozialistischem Verständnis Halbjude war. Seine Mutter hingegen war „arisch“. Im Sinne der nationalsozialistischen Einteilung war Pastor Zach also „Vierteljude“ und seine Kinder ebenfalls, obwohl seine Frau „Halbjüdin“ war.4 Sein Vater Dr. Zacharias war Senatspräsident am Oberlandesgericht und Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Er hatte sich im Alter von 58 Jahren noch freiwillig für den Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg gemeldet. Außerdem erhielt er Auszeichnungen für seinen Kriegseinsatz, weil er tapfer seine Pflicht getan hatte.

 

Dr. Zach übernahm nach dem Krieg im „deutsch-englischen Schiedsgerichthof in London“ einen schwierigen Posten, bis er 1930 in den Ruhestand ging. Er starb Heiligabend 1964 in Hamburg.

Heinrich Zacharias-Langhans hatte zwei Brüder, die wie er im Ersten Weltkrieg kämpften. Der älteste Bruder fiel bereits im Dezember 1914 an der Front. Zach selbst ist als Fahnenjunker (Unteroffizier) im gleichen Regiment gewesen wie sein anderer Bruder. Als solcher hat er bis Kriegsende 1918 an der Front gekämpft.5

Heinrich Zacharias-Langhans wurde am 27. November 1898 geboren. Im Dezember 1916 hat er sein Notabitur am Johanneum bestanden. Er studierte in Marburg, Tübingen und Giessen. Seine erste theologische Prüfung legte er am 29.09.1923 in Hamburg ab, die zweite theologische Prüfung bestand er zwei Jahre später, am 4. März 1925, ebenfalls in Hamburg.1

Er wurde am 24. September 1925 ordiniert beziehungsweise als Hilfsprediger in der Kirchengemeinde St.Lukas in Hamburg Fuhlsbüttel eingestellt. Bis zu seinem Amtsantritt in Fuhlsbüttel war er auch Hilfsprediger in Eppendorf.2

Am 03.April 1927 wurde er dann offiziell als Pastor in der St.Lukas Kirche in Fuhlsbüttel eingeführt.3

Er und seine Frau Anna wurden in der Gemeinde schnell nur noch „Herr und Frau Zach“ genannt. Seine Frau Anna Schönheiz war am 19. Januar 1901 in Düsseldorf geboren. Sie heirateten am 8. August 1922 In Marburg. Sie hatten vier gemeinsame Söhne, von denen die beiden ältesten Hinrich (geb. 1925) und Andreas (geb. 1926) im Krieg fielen. Ihr dritter Sohn wurde Pastor, über den Vierten ließ sich leider nichts in Erfahrung bringen.

Abb. 1 Heinrich Zacharias-Langhans aus: 100 Jahre St.Lukas, S. 37.

32.03.01 (Landeskirche Hamburg - Personalakten der Pastoren) Nr. 908, Blatt 74, S.31-32, S. 35-37.

2 S.o.

Kirchenvorstand der St.Lukas- Gemeinde: 100 Jahre St.Lukas-Kirche Fuhlsbüttel, Hamburg 1993, S. 20.

4 Archiv der KG Fuhlsbüttel, Nr. 6, Handakte Pastor Heinrich Zacharias-Langhans.- Arierfrage: Gutachten, Rundschreiben, Mitteilungen, 1933-1935.

5 32.03.01 (Landeskirche Hamburg - Personalakten der Pastoren) Nr. 908, Blatt 74, S.31-32, S. 35-37.

Siehe 2.2.1 Gemeindeleben zum Bau der Ansgarkirche.

7 Bruhns, Maike: Anita Rée. Leben und Werk einer Hamburger Malerin 1885 – 1933, Hamburg 1986. (Veröffentlichungen des Vereins für Hamburgische Geschichte, Bd. 29), S.238.

8 S.o., S. 240.

9 S.o.

10 S.o.

11 http://www.kirchengemeinde-ansgar.net/index.php?kat=7&inhalt=3, Stand: 28.01.2017.

Die politische Einstellung von Pastor Zacharias-Langhans wird an einem Beispiel sehr gut deutlich. Die Künstlerin Anita Rée bekam 1930 den Auftrag, ein Altarbild für die Ansgarkirche in Hamburg-Langhorn anzufertigen. Die Ansgarkirche ist eine Filialkirche der St.Lukas Kirche, deswegen war der Vorstand der St.Lukas Kirche mitverantwortlich für organisatorische Entscheidungen, wie zum Beispiel neue Altarbilder.6

 

Jedoch hat die nationalsozialistische Presse schon 1930 gegen

„die Ausschmückung einer evangelischen Kirche durch eine Jüdin“ Kritik geäußert. Anita Rée war

Abb. 2: Teil des Altartriptychons, Einzug Jesu in Jerusalem, aus: Hamburger Kunsthalle, Bibliothek, Sondersammlung-Archiv 221.

eine Christin jüdischer Abstammung, wozu die nationalsozialistische Presse sich so äußerte: „Ein Jude ist für uns auch dann noch ein Jude, wenn er hat sich umtaufen lassen.“ („Hamburger Tagesblatt“ 22. Januar 1931).7

 

Die Verwendung der Bilder als Altargemälde in der Kirche wurde daraufhin kontrovers diskutiert. Pastor Zach hatte jedoch keine Bedenken bezüglich der Anbringung des Bildes am Altar der Angarkirche. Seiner Meinung nach seien die Bilder außerordentlich bedeutend, besonders was die Komposition anging.8

Dennoch entschied man sich gegen die Verwendung der Bilder in der Ansgarkirche. Im Jahr 1932 kam dann die endgültige Entscheidung: Die Altarbilder wurden nicht aufgehängt. Denn nun hatte auch der Kirchenvorstand „kirchliche Bedenken, da Christus als ein mit schweren Problemen ringender Mensch, und nicht als Erlöser dargestellt ist“.9

 

Man begründete also die Entscheidung, die Bilder nicht aufzuhängen, damit, Anita Rée habe es nicht geschafft, “das Heilige zum Ausdruck zu bringen”.10

 

Außerdem gefielen dem Kirchenvorstand einzelne Darstellungen nicht. Mit keinem Wort wird ihre jüdische Herkunft als Grund genannt, auch wenn man mehr als vermuten kann, dass es eigentlich darum gegangen ist. Die Bilder wurden zwar an die Gemeinde ausgeliefert, aber nicht angebracht. Anita Rée musste danach oft den Kirchenrat anschreiben, bis sie endlich ihr Honorar für die gemalten Bilder bekam. Man vermutet, dass die Kunstwerke, die im Original nur von wenigen Menschen gesehen wurden, bei Luftangriffen 1943 verbrannt sind.11

 

Weitere Einblicke in Pastor Zachs politische Überzeugung liefert das Kapitel „2.2.1 Gemeindeleben“, in dem es auch darum geht, inwiefern Pastor Zach 1933 die Machtübernahme der Nationalsozialisten begrüßte und wie er sich in seiner Position innerhalb der Hamburger Landeskirche verhielt.

bottom of page