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Heinrich Zacharias-Langhans

Die Zeit nach 1945
Auswirkungen des Nationalsozialismus auf sein weiteres Leben
Auswirkungen des NS
Beurteilung durch die Außenwelt
Beurteilung durch die Außenwelt

Heinrich Zacharias-Langhans hatte seine beiden ältesten Söhne – Hinrich und Andreas - im Krieg verloren. Sie fielen beide an der Front. Sein dritter Sohn Christopher ist später wie er Pastor geworden. Was mit dem vierten passiert ist, ließ sich leider nicht genau recherchieren, er ist auf jeden Fall in eine ganz andere Richtung gegangen. Nach dem Tod seiner beiden Söhne war er sehr niedergeschlagen. Er wollte, dass man sich an den Schrecken des Krieges erinnert, und richtete daher eine Gedenkstätte in einer Seitenkapelle der Kirche ein, um darin auch seine Söhne zu ehren. Unter dem Bibelspruch in der Mitte der Gedächtnistafel stehen deshalb die Namen seiner beiden Söhne.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 


Pastor Zach nahm nach der Kapitulation der Deutschen 1945 Menschen auf, deren Häuser bei den Bombenangriffen auf Hamburg zerstört worden waren, und leistete Seelsorge. Er half bei der Verteilung der Carepakete der Amerikaner an arme und hilfsbedürftige Bürger.1

Über die Kriegszeit hat Pastor Zach nicht viel gesprochen. Er hat aber Unterlagen unter anderem aus der Zeit des Kirchenkampfes gesammelt und aufbewahrt. Er hatte sich also mit der Zeit beschäftigt und nicht die Sachen vergessen und weggeworfen.2

Darüber hinaus ließ sich nicht ermitteln, wie sehr ihn die Erlebnisse zwischen 1933 und 1945 weiter beschäftigten und inwiefern sie sein weiteres Leben beeinflussten. Klar ist, dass Heinrich Zacharias-Langhans nach dem Krieg Pastor der St.Lukas Gemeinde Fuhlsbüttel blieb und als solcher sehr geschätzt wurde, bis er am Heiligen Abend 1969 starb.

Abb.6: Gedächtniskapelle in St.Lukas, ©CC BY-SA 3.0

1 Gedächtnisprotokoll eines Gesprächs mit Jürgen Stäcker, geführt am 08.12.2016 (anschließende Durchsicht und Korrektur des Protokolls durch Herrn Stäcker).

Interview mit Stephan Link, Teil 1, Minute 3:25-4:45

Gedächtnisprotokoll eines Gesprächs mit Jürgen Stäcker, geführt am 08.12.2016

Rundbrief der Willi-Bredel-Gesellschadt, Geschichtswerkstatt e.V., Hamburg 1998, S.24.

S.o.

S.o., S.25.

Interview mit Stephan Linck, Teil 1, Minute 10:00-11:00.

Rundbrief der Willi-Bredel-Gesellschadt, Geschichtswerkstatt e.V., Hamburg 1999, S. 31-32.

S.o.

Pastor Zacharias-Langhans wurde uns von Pastor Stäcker (einem ehemaligem Pastor der St.Lukas Kirche) als jemand beschrieben, der aus tiefstem Herzen an Gott und Jesus glaubte und auch danach handelte. Er war bekannt für seine großartigen Predigten und Gottesdienste, die in seiner Gemeinde großen Zuspruch fanden. Dennoch gab es auch Kritik an seinem Verhalten als Pastor: Er soll in seinem Amt als Pastor der St.Lukas Kirche hin und wieder die reicheren Gemeindemitglieder bevorzugt und z.B. Trauungen der „oberen 10.000“ lieber selber durchgeführt haben, die von einfachen Arbeitern aber habe er seinem Kollegen Pastor Krosigk überlassen. Dennoch schätze man ihn sehr in seinem Amt als Pastor.3

Die doppeldeutigen Predigten, die er gelegentlich während der Zeit des Nationalsozialismus hielt, wurden aber nicht von jedem verstanden. So kam es zu einem offenen Briefwechsel zwischen Holger Tilicki und dem Ehepaar Stäcker im Gemeindebrief der St.Lukas Kirche in Frühjahr 1997. Es ging in diesem Brief um eine Predigt von Pastor Zacharias-Langhans vom 23. Juni 1934 und unter anderem auch um die letzten Zeilen seiner Predigt, in denen es heißt: “ ..., so möge Fuhlsbüttel mit Freuden wissen, dass in seiner Mitte die Kirche lebt, der Heimat letzter, tiefster Mittelpunkt in ersten und im zweitem und im dritten Reich.”4

Das Ehepaar Stäcker hingegen war der Meinung, dass es sich um eine Aufzählung handle, da Pastor Zach das “Dritte Reich” klein geschrieben hatte. Damit würde er die Bedeutung des Dritten Reiches relativieren. So hätten die beiden Pastor Zach auch kennengelernt.5

Holger Tilicki hingegen argumentiert, dass es sich bei dieser Aufzählung um “reines Nazi-Deutsch” handle, obwohl er nach dem offenen Brief der Familie Stäcker anerkenne, dass man das kleingeschriebene dritte Reich als Relativierung verstehen könnte. Er gibt aber zu bedenken, dass diese versteckte Anspielung wohl von kaum jemandem damals zu verstehen bzw. zu durchschauen war und auch ist.6

 

Stephan Linck gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass das “Dritte Reich” nicht in jedem Fall das Reich Adolf Hitlers meinen muss, da der Begriff schon in den 20er Jahren von der neuen Rechten geprägt wurde. Aber letztendlich, so sagt Linck, lässt sich in diesem Beispiel keine eindeutige Lösung finden. Pastor Zach kann das so oder so gemeint haben.7

Auch eine Veranstaltungsreihe der St. Lukas-Gemeinde in Fuhlsbüttel im Jahr 1999 zeigt, dass Pastor Zach von seiner Gemeinde bis heute sehr positiv gesehen wird.

Dass er 1934 “vom "großen Wandel durch Adolf Hitler", vom "werdenden Volk" und dessen Bekenntnis zur "Selbstfindung" in der Blut- und Boden-Ideologie spricht”8, stört viele Gemeindemitglieder nicht. Im Gegenteil, sie meinen, dass Pastor Zach damit nur seine eigentliche Meinung verpacken wollte. Er soll die Kirche stets als Heimat und Mittelpunkt des Lebens verstanden haben. Holger Tilicki gab in diesem Zusammenhang zu bedenken,

“dass diese Doppeldeutigkeit als sehr gefährlich einzuschätzen sei, da sie den Nazis als Propagandamaterial für die Zustimmung einer von vielen anerkannten Autoritätsperson zu ihrem Unrechtsstaat dienen konnte.”9

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